Kramer,
Helmut
Ökonomische
Aspekte der Bundesstaatsreform
Institut
für Föderalismus – Schriftenreihe Band 95, Wien: Braumüller 2004
 
Kramer plädiert in dieser Studie für eine
Stärkung des Föderalismus aus ökonomischer Sicht. Ausgangspunkt der
Argumentation ist die zunehmende Bedeutung der ökonomischen Aspekte von
Staatsverfassungen in Europa. Neue Verfassungsinhalte beziehen sich auf das
Verhältnis der einzelnen Mitgliedstaaten zur EU und zur Währungsunion, auf die
Regeln für die Wahrung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, für die Staatsverschuldung
sowie auf die Erhaltung der natürlichen Lebensbedingungen. In all diesen
Punkten wird für Österreich Reformbedarf gesehen.
 
Für den
föderativen Staatsaufbau spricht die Annahme wirtschaftlich vorteilhafter
Effekte konkurrierender Legislativen unterhalb der nationalen bzw. der
Unionsebene. Die Vorzüge dieses Modells werden in verstärkten Anreizen für
Innovation, Sparsamkeit, effizientere öffentliche Dienste sowie in verbesserter
Information und Kontrolle infolge des räumlichen (kulturellen) Naheverhältnisses
gesehen. Um diese Vorzüge ausschöpfen zu können, müssen mögliche Nachteile
vermieden werden, z. B. unnötige Doppelgleisigkeiten, negative
Kompetenzkonflikte oder Koordinierungsmängel.
 
Inhaltsübersicht:
 
    I. Wirtschafts- und Verfassungsmodelle
         1. Menschenbild und Staatsmodelle der
Wirtschaftswissenschaft
         2. Verfassungsgrundsätze und Wirtschaftsverfassung
         3. Wirtschaftspolitische Inhalte von
Staatsverfassungen
 
   II.   Moderne Wirtschaft und
Verfassungsreform
         1.
 Effekte der Internationalisierung
         2.
 Mitgliedschaft in der Europäischen Union
 
  III.   Theorie von Föderalismus und
Subsidiarität aus ökonomischer Sicht
         1. Theoretische Grundlagen
         2.
 Kritische wissenschaftliche Diskussion
               a.
Fiskalföderalismus und Systemwettbewerb
               b.
Koordinierungsbedarf und Koordinierungsgefahren
               c.
Tendenz zum Kartellföderalismus?
               d.
Zentralisierungshypothesen
               e.
Dynamischer Föderalismus 
         3. Kriterien für die Zuordnung von Kompetenzen im
föderativen System
               a.
Das Subsidiaritätsprinzip
               b.
Ökonomische Tests für die Zuordnung
               c.
Funktionaler Föderalismus 
         4. Fiskalische Aspekte des Föderalismus
               a.
Konnexität 
               b.
Ausgleich der wirtschaftlichen Lebensbedingungen
         5. Checklist für die Beurteilung der fiskalischen
Beziehungen zwischen verschiedenen Ebenen 
               des
Staates
               a.
Zuordnung der Ausgabenverantwortung
               b.
Prinzipien der Finanzierung subnationaler Gebietskörperschaften
               c.
Makroökonomische Politik im dezentralen Staat
               d.
Transparenz der Information über die Tätigkeit der staatlichen Ebenen
 
  IV. Staatsaufbau und Wirtschaftsleistung
         1.
 Wirtschaftliche Dynamik
         2. Umfang der Staatstätigkeit
         3.
 Einkommensdisparitäten 
         4.
 Tendenz zur Dezentralisierung
 
   V.   Neuere Gesichtspunkte der Ökonomie
zum Staatsaufbau
         1. Differenzierung der Wirtschaftsstrukturen und
Anforderungen an öffentliche Dienste 
         2. Qualitätswettbewerb 
         3. Wegfall nationaler Grenzen 
         4. Legitimationskrise des Staates und die Kraft
der Identität 
         5. Effekte der bevorstehenden demographischen
Alterung 
 
  VI. Schlussfolgerungen 
       Ökonomisch relevante Verfassungsinhalte 
       Ökonomische Aspekte des Staatsaufbaus